Die Einnahmen durch Zuschauer stellen im Profisport eine
wichtige Stütze zur Finanzierung des Spielbetriebes dar. Wie der Finanzreport
deutscher Profisportligen 2011 von Deloitte
und SPONSORs
zeigt, sind die Spieltagserlöse nach dem Sponsoring wichtigste Einnahmequelle
der Clubs. Im Amateurbereich dagegen hört man von vielen Verantwortlichen immer
wieder einen Satz: „Wir sind froh, wenn
wir die Schiedsrichterkosten durch die Spieltagseinnahmen decken können.“ Meist
sind die Einnahmen minimal, da ein großer Anteil an Zuschauern als
Vereinsmitglied keinen Eintritt bezahlt und nur ein kleiner Teil zahlendes
Klientel darstellt. Welches Potential auch für Amateursportvereine in den
Zuschauereinnahmen steckt soll folgendes Beispiel verdeutlichen:
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Handballfans in Aktion |
Gehen wir von einem bayrischen Bezirksligisten im Handball
der Männer im Raum Mittelfranken aus. Der durchschnittliche Erlös pro zusätzlichem Zuschauer liegt bei etwa 3,-€. Schafft es ein Verein im Durchschnitt - bei pauschal angenommenen 13
Heimspielen – nur 25 Zuschauer mehr zum Spiel zu locken, so bedeutet das in der
Saison Mehreinnahmen von 975,-€. Sicher nicht die Welt, aber auf dem Niveau von
3,-€ Eintrittspreis und realistischen 25 Zuschauern pro Spiel, befindet sich
der Beispielverein auch in einem Bereich, wo solche Summen sehr interessant sind.
Begeben wir uns in etwas höhere Ligen, z.B. in die Handball
Bayernliga. Hier wird schon sehr schnell deutlich, welches finanzielle
Potential in der Steigerung der Zuschauerzahlen steckt, wenn man den
Besucherzuspruch der Vereine vergleicht. Zwischen dem meistbesuchten SV 08
Auerbach mit 592 Zuschauern im Schnitt und dem Verein mit den durchschnittlich
wenigsten Zuschauern HSC 2000 Coburg II mit 118 Besuchern liegen pro Spieltag
474 Personen. Sofern wir weiterhin von einem Erlös pro Person von 5,-€ und 13
Heimspielen in der Saison ausgehen liegt der Einnahmeunterschied bei über
30.000,-€ pro Jahr. Diese Summe kann ein gewichtiges Pfund im Etat eines
Handball Bayernligisten sein, vor allem da weitere Einnahmen durch Verpflegung,
Fanartikel oder ähnliches hier noch nicht einkalkuliert sind.
Sicherlich ist man im Bereich der Zuschauer von vielen
Umfeldfaktoren abhängig, die schwer zu beeinflussen sind, wie z.B. dem
grundsätzlichen Interesse an der ausgeübten Sportart. Andererseits machen es
sich viele Vereinsverantwortliche und Funktionäre sehr einfach, wenn sie gewisse
Voraussetzungen als Ausschlußkriterium für ein gesundes Zuschauerwachstum
anführen. Wie in allen anderen Bereichen der Einnahmengenerierung ist auch in
der Vermarktung des Spieltages eine gezielte Vorgehensweise und vor allem
Geduld erforderlich. Diese Grundvoraussetzungen verlangen wohl alle
Vermarktungsoptionen eines Vereins. Doch wenn man sich an den Profis
orientieren will, sollte die gezielte Vermarktung des Spieltages - nach meiner
Meinung - eine wichtige Position beim Einsatz der vereinseigenen Ressourcen
einnehmen. Nur so kann Ihr Verein aufgrund der entspannten Einnahmesituation
vielleicht irgendwann entgegnen: „Schiedsrichterkosten?
Welche Schiedsrichterkosten?“
Matthias Ilg [M.A. Sportmanagement] ist Geschäftsführer von KIM SportsManagement und für die Bereiche Image und Markenbildung zuständig. Er ist jahrelang ehrenamtlich als Vereinsfunktionär, Trainer und nationaler Wertungsrichter im Tanzsport aktiv und lehrt seit 2009 in den Fachbereichen Markenbildung, Gewinnung und Bindung von Zuschauern und Social Media Marketing.
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