Durchschnittlich sehen ca. 105 Menschen in Deutschland eine
Fußballpartie in den Ligen unterhalb der Regionalliga. Davon zahlen 73 Personen
Eintrittsgelder. Ein Sportverein nimmt damit jährlich etwa 1.800,-€ durch
Zuschauer ein, was der siebtwichtigste Punkt in der Einnahmen-Kalkulation bei
Vereinen ist. Umso bedeutender ist es, die Einnahmen zu erhöhen durch die Gewinnung
und Bindung von Zuschauern.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Verein einen festen
Zuschauerstamm von 30 bis 50 Personen hat. Das ist das Minimum. Diese Zahlt
steigt dann mit der Höhe der Spielklasse. Vereine in Städten haben es dabei
schwerer als diejenigen auf dem Land, da hier die Konkurrenz deutlich geringer
ist. Es liegen zwar keine Studien vor, jedoch bestätigen Hochschulprofessoren
und Vereinsverantwortliche, dass es früher mehr Zuschauer gab als heute. Allerdings
war es früher auch einfacher, höher zu spielen, da es deutlich weniger Spielklassen
gab.
Emotionale Bindung der Zuschauer - Fans feuern an! |
Beeinflusst wurde diese Entwicklung stark durch die
Ausdehnung des TV-Angebots an Live-Fußball seit Mitte der 80er Jahre. Dies
bestätigt auch Professor Jochen Roose
von der FU Berlin: „In der Tendenz wird das Zuschauerinteresse auf die
Bundesliga gelenkt. Somit werden die Fußballbedürfnisse der Menschen versorgt
und der Amateurfußball am Sonntag wird überflüssig“[1].
Die Chance, Zuschauer dauerhaft zu binden, besteht dennoch.
Wichtig ist eine emotionale Beziehung zum Klub.
Begeisternde Erlebnisse lassen Zuschauer zu Fans werden.
Dies ist bei der gegenwärtigen Situation von 150 Zuschauern entsprechend schwer.
Daher ist es umso wichtiger, dass ein Verein stets betont, warum diese elf
Spieler auf dem Rasen es wert sind, angefeuert zu werden. Die Aktiven müssen
die Nähe zu ihren Unterstützern suchen. Kein
Gewinnspiel, keine Flyer- oder Freikartenaktion kann diesen Erfolg einbringen!
Das Geheimrezept: Ein Verein braucht ein Konzept, das langfristig angelegt ist.
Die sportlichen Erfolge werden hier meist überschätzt.
Bestes Beispiel ist der FC Gütersloh: zeitweise befand sich
der Fußballclub „nur“ in der Westfalenliga. Zuschauermäßig ist und bleibt er
jedoch die unangefochtene Nummer eins mit mehr als 3.000 Zuschauern. „Der FCG wird
weiterhin die Nummer eins bleiben“², verspricht der regelmäßige Heidewald-Gast
Frank Neuhaus. „Der Klub bleibt interessant.“³ Was den Verein so attraktiv
macht? Er hat ein Image. Der Verein braucht somit eine Biografie, mit der sich
die Fans identifizieren können. Das ist die ultimative Grundlage. Diese immer
wieder zu publizieren und langfristig Zuschauer zu gewinnen, wird immer bedeutender.
Der Amateurfußball hat meiner Meinung nach nicht per se gegen die Großen in der
Bundesliga verloren. Aber die kleinen Kreisligisten müssen schuften und nicht
von früher träumen. Diejenigen, die so weitermachen, rutschen in der
Zuschauergunst ab. Die aber, die professionell und zielorientiert arbeiten,
werden mehr erreichen. Die Fußballbegeisterung im Moment bietet dafür das
Potential.
Somit lässt sich festhalten, dass auch im Amateurfußball
eine hohe Zuschauerzahl realisiert werden kann. Hierfür muss jedoch Zeit
investiert werden und langfristig ein Konzept angelegt werden, das dem Verein
ein Image aufbaut. Schafft es der Verein, eine Identität zu entwickeln, so wird
auch die Zuschauerbindung gestärkt und neue Zuschauer generiert.
[1] Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012
²Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012
³Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012
Manuel Madunic [M.A. Sportmanagement u. Dipl. Betriebswirt]
ist Geschäftsführer von KIM SportsManagement und hat sich auf die
unterschiedlichen Faktoren erfolgreicher Vereinsvermarktung und professioneller
Sponsoringarbeit spezialisiert. Er lehrt an der Fachhochschule für angewandtes
Management in Erding Sportmanagement und Sportsponsoring.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen