Freitag, 14. Dezember 2012

Zuschauergewinnung im Amateurfußball


Durchschnittlich sehen ca. 105 Menschen in Deutschland eine Fußballpartie in den Ligen unterhalb der Regionalliga. Davon zahlen 73 Personen Eintrittsgelder. Ein Sportverein nimmt damit jährlich etwa 1.800,-€ durch Zuschauer ein, was der siebtwichtigste Punkt in der Einnahmen-Kalkulation bei Vereinen ist. Umso bedeutender ist es, die Einnahmen zu erhöhen durch die Gewinnung und Bindung von Zuschauern.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Verein einen festen Zuschauerstamm von 30 bis 50 Personen hat. Das ist das Minimum. Diese Zahlt steigt dann mit der Höhe der Spielklasse. Vereine in Städten haben es dabei schwerer als diejenigen auf dem Land, da hier die Konkurrenz deutlich geringer ist. Es liegen zwar keine Studien vor, jedoch bestätigen Hochschulprofessoren und Vereinsverantwortliche, dass es früher mehr Zuschauer gab als heute. Allerdings war es früher auch einfacher, höher zu spielen, da es deutlich weniger Spielklassen gab.

Emotionale Bindung der Zuschauer - Fans feuern an!
Beeinflusst wurde diese Entwicklung stark durch die Ausdehnung des TV-Angebots an Live-Fußball seit Mitte der 80er Jahre. Dies bestätigt auch  Professor Jochen Roose von der FU Berlin: „In der Tendenz wird das Zuschauerinteresse auf die Bundesliga gelenkt. Somit werden die Fußballbedürfnisse der Menschen versorgt und der Amateurfußball am Sonntag wird überflüssig“[1].

Die Chance, Zuschauer dauerhaft zu binden, besteht dennoch. Wichtig ist eine emotionale Beziehung zum Klub.
Begeisternde Erlebnisse lassen Zuschauer zu Fans werden. Dies ist bei der gegenwärtigen Situation von 150 Zuschauern entsprechend schwer. Daher ist es umso wichtiger, dass ein Verein stets betont, warum diese elf Spieler auf dem Rasen es wert sind, angefeuert zu werden. Die Aktiven müssen die Nähe zu ihren Unterstützern suchen.  Kein Gewinnspiel, keine Flyer- oder Freikartenaktion kann diesen Erfolg einbringen! Das Geheimrezept: Ein Verein braucht ein Konzept, das langfristig angelegt ist. Die sportlichen Erfolge werden hier meist überschätzt.
Bestes Beispiel ist der FC Gütersloh: zeitweise befand sich der Fußballclub „nur“ in der Westfalenliga. Zuschauermäßig ist und bleibt er jedoch die unangefochtene Nummer eins mit mehr als 3.000 Zuschauern. „Der FCG wird weiterhin die Nummer eins bleiben“², verspricht der regelmäßige Heidewald-Gast Frank Neuhaus. „Der Klub bleibt interessant.“³ Was den Verein so attraktiv macht? Er hat ein Image. Der Verein braucht somit eine Biografie, mit der sich die Fans identifizieren können. Das ist die ultimative Grundlage. Diese immer wieder zu publizieren und langfristig Zuschauer zu gewinnen, wird immer bedeutender. Der Amateurfußball hat meiner Meinung nach nicht per se gegen die Großen in der Bundesliga verloren. Aber die kleinen Kreisligisten müssen schuften und nicht von früher träumen. Diejenigen, die so weitermachen, rutschen in der Zuschauergunst ab. Die aber, die professionell und zielorientiert arbeiten, werden mehr erreichen. Die Fußballbegeisterung im Moment bietet dafür das Potential.

Somit lässt sich festhalten, dass auch im Amateurfußball eine hohe Zuschauerzahl realisiert werden kann. Hierfür muss jedoch Zeit investiert werden und langfristig ein Konzept angelegt werden, das dem Verein ein Image aufbaut. Schafft es der Verein, eine Identität zu entwickeln, so wird auch die Zuschauerbindung gestärkt und neue Zuschauer generiert.

 [1] Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012 
²Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012 
³Westfalen-Blatt Nr. 239, 13./14. Oktober 2012 


 
Manuel Madunic [M.A. Sportmanagement u. Dipl. Betriebswirt] ist Geschäftsführer von KIM SportsManagement und hat sich auf die unterschiedlichen Faktoren erfolgreicher Vereinsvermarktung und professioneller Sponsoringarbeit spezialisiert. Er lehrt an der Fachhochschule für angewandtes Management in Erding Sportmanagement und Sportsponsoring.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen