Donnerstag, 31. Mai 2012

Sportkommunikation als Handwerk

Damen Champions League 2012 - Sieger Lyon
Was haben der Amateurfußball und die UEFA Champions League gemeinsam? Nichts, meinen Sie?
In sportlicher Hinsicht mag das stimmen – einen Lionel Messi kann man sich nur schwer in der Bezirksliga vorstellen. In Sachen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist dies dagegen anders. Hier gibt es eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten.



Annähern wollen wir uns dem Sachverhalt auf eine etwas ungewöhnliche Weise. Stellen Sie sich vor, sie wären bei einem Kaffeekränzchen mit Ihren Verwandten zu Gast und haben gerade die Aufgabe, zu erklären, womit Sie ihr Geld verdienen. Ähnlich kompliziert wie ein Marketingbeauftragter oder ein Fundraising-Berater hat es dabei der PR-Manager: Oftmals ist es alles andere als einfach, das Tätigkeitsfeld‚ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder, wie in meinem Fall, die Sportkommunikation Nicht-Insidern zu veranschaulichen. Gerne behelfe ich mich dann mit der Erklärung, ich sei eine Art Handwerker – nur eben im Bereich Sportkommunikation.
Hintergrund ist, dass die PR-Arbeit im Allgemeinen wie ein klassisches Handwerk funktioniert und für alle Branchen die nahezu gleichen Intrumentarien gelten. Im Einzelfall bedeutet dies, dass ein PR-Manager im Bereich Versicherungswesen einen ähnlichen Job macht wie ein PR-Manager für einen Sportartikelhersteller. Unterschiedlich sind lediglich die Zielgruppen, die angesprochen werden.
Christian Henßel
Und genauso ähnlich wie sich die PR-Instrumentarien für unterschiedliche Branchen verhalten, ähnelt auch die PR-Arbeit bei Großevents wie zum Beispiel der UEFA Champions League der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Amateurvereine. Viele dieser PR-Maßnahmen für Großereignisse kann man auf den Amateurfußball adaptieren, um erfolgreich PR-Arbeit zu betreiben.
Anbei einige Beispiele, die wir zuletzt im Rahmen unserer Agenturtätigkeit für die UEFA zum Champions League-Finale der Frauen und zum Champions Festival angewendet haben, und ihre Adaptionsmöglichkeit für den Amateurfußball:
  • Flyer
    Im Rahmen der PR- und Promotionaktivitäten für das Champions Festival im Olympiapark wurden für die UEFA mehr als 50.000 Flyer und Broschüren für Zuschauer und Besucher produziert – eine Menge, die für Sie in Ihrem Amateurverein natürlich nicht in Frage kommt. Was allerdings sehr wohl auch in Ihrem Tätigkeitsfeld zum Tragen kommt, sind Publikationen wie das Stadionheft oder das Plakat zum aktuellen Spieltag. Nehmen Sie dieses Kommunikationsmittel ernst – es ist Ihre Visitenkarte für Zuschauer und Fans, mit der Sie sich in der Außendarstellung präsentieren! Unser Tipp: Geben Sie die Gestaltung in professionelle Hände, insofern es Ihr Budget zulässt. Das Gleiche gilt für die Gestaltung Ihrer Vereins-Homepage. 
  • Gewinnspiele
    Ganz klar: Eintrittskarten für das Finale der UEFA Champions League können Sie in Ihrem Verein nicht verlosen. Denken Sie dennoch darüber nach, Gewinnspiele auch in Ihrem Verein regelmäßig einzusetzen. Unser Tipp: Schon die Verlosung eines unterschriebenen Trikots oder eines Spielballs schafft Sympathie bei Fans und Zuschauern.
  • PR-Events
    Die UEFA setzt regelmäßig PR-Events ein, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein für Ihren Verein relevantes Event könnte beispielsweise ein Tag der offenen Tür sein. Unser Tipp: Präsentieren Sie sich und Ihren Club von Ihrer schönsten Seite und zeigen Sie möglichen Investoren, warum Sie sich bei Ihnen engagieren sollen.
  • Pressekonferenzen, Pressemitteilungen und Interviews
    Ein letztes PR-Instrument darf nicht fehlen: Geben Sie den wichtigsten Multiplikatoren Ihres Vereins „Futter“ – das heißt, den Journalisten im Umfeld Ihres Vereins. Unser Tipp: Veranstalten Sie kleine Pressegespräche, kommunizieren Sie regelmäßig Pressemitteilungen und bieten Sie Interviews mit Vereinsvertretern an.
Fazit: Denken Sie im Großen, handeln Sie im Kleinen. Schon ein professionell gestaltetes Stadionheft, eine Presseinformation mit Inhalt oder eine pfiffige Aktion für Fans kann mit wenig Aufwand große Wirkung erzielen. Und beachten Sie: Auch wenn kein Verein ohne ehrenamtliche Helfer bestehen kann, sollten Sie Ihre Pressearbeit dennoch nicht auf ehrenamtliche Schultern laden – auch wenn „es in der Vergangenheit schon immer der Sohn des Platzwarts ganz toll gemacht hat“.

Christian Henßel studierte Kommunikationswissenschaften, Markt- & Werbepsychologie und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er war beim DSF (jetzt Sport1) zuletzt als Senior PR-Manager für die gesamte Presse- und Medienarbeit des Sportsenders zuständig. Als Geschäftsführer von matchit PR ist er auf die Bereiche Markenbildung und Öffentlichkeitsarbeit im Sport spezialisiert. 

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