Dienstag, 15. Mai 2012

Hospitality "light"

"Was glaubt ihr eigentlich, was wir das ganze Jahr über machen, damit wir Euch für sieben Euro in die Südkurve gehen lassen können? Was glaubt ihr eigentlich, wer Euch alle finanziert? Die Leute in den Logen, denen wir die Gelder aus der Tasche ziehen."

Wutentbrannt machte Manager-Urgestein Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München im November 2007 öffentlich, was bei vielen Profivereinen Alltagsgeschäft ist.
Nicht zuletzt durch die vielen neuen und umgebauten Multifunktionsarenen in Deutschland seit der WM 2006 spielt Hospitality eine immer größere Rolle bei der Finanzierung von Profivereinen und Sportstätten. Wegen einer wachsenden Konkurrenz zum „einfachen“ Produkt Spieltag in den unteren Ligen müssen jedoch auch Amateursportvereine, die sich langfristig behaupten wollen, entsprechend gewappnet sein.
Vanessa Gahr
Für Sie als Vereinsverantwortliche stellen sich natürlich die Fragen: Können wir das auch? Können wir eventuellen Zuschauerschwund durch eine neue Hospitality-Einnahmequelle kompensieren?Ich gehe davon aus, dass Sie das können. Allerdings müssen Sie dazu einiges beachten. Insbesondere den rechtlichen Faktor.
Frei übersetzt bedeutet Hospitality „Gastfreundschaft“. Sie sehen, nicht jeder Verein, der Hospitality nutzen will, braucht einen VIP-Raum oder eine Loge. Ein paar gastfreundliche „Schmankerl“ für die besonderen Gäste oder diejenigen, die es sein wollen, sollten Sie jedoch schon auf Lager haben.
Hier ein paar Ideen, wie Sie Hospitality im kleinen Rahmen einführen können:
- Haben Sie eine Sportstätte mit einem festen Gebäude zur Verfügung?
  • Versuchen Sie Räume mit Fenstern, (Innen-) Balkone oder Terrassen zu nutzen oder zu installieren, von denen aus das Spielfeld besonders gut einsehbar ist. Machen Sie daraus Ihre eigenen „Logen“ oder „Business Seats“ speziell für Ihre Sponsoren oder besonderen Gäste.Nutzen Sie auch Räume, die keinen direkten Blick aufs Spielfeld bieten – beispielsweise als VIP-Räume, in welchen in den Pausen besondere Verpflegung geboten wird.
  • Bieten Sie Ihren Mitgliedern, Gönnern und Sponsoren an, Ihre Sportstätte auch außerhalb der Spiele für Unternehmensveranstaltungen o.Ä. nutzen zu können (vielleicht ja auch inkl. einem „Ausprobieren“ Ihrer Sportart). Ihre Gäste können dabei selbst als Gastgeber auftreten. Ihre Vorteile: Sie generieren neue Einnahmen durch die Vermietung und profitieren von der erhöhten Aufmerksamkeit für Ihre Sportstätte.
  • Bereiten Sie Rahmenprogramme für Ihre Gäste vor (z.B. Auftritte oder Tipp-Kick, „Mini“-Golf o.Ä.).
- Sie wollen es etwas außergewöhnlicher? – Schaffen Sie spezielle „VIP-Plätze“ inmitten der Zuschauer. Bieten Sie diesen Gästen beispielsweise extra Sitzkissen oder Decken bzw. Sonnenschirme (je nachdem, um welche Sportart es sich handelt), sowie eine spezielle Service-Kraft, die sich um das Wohlergehen Ihrer Gäste kümmert.

Das alles verschafft Ihnen nicht nur Mehreinnahmen, sondern garantiert Ihnen auch Aufmerksamkeit. Seien Sie Vorreiter in Ihrer Region und nutzen Sie die zusätzliche Kommunikation rund um Ihr neues Angebot. Zeigen Sie sich dadurch innovativ und offen für neue Zuschauer, Mitglieder und (potenzielle) Sponsoren.
Dass Hospitality-Angebote natürlich nicht nur verkauft, sondern auch Einladungen direkt von Vereinen ausgesprochen werden, dürfte vielen von Ihnen klar sein. Allerdings bitte ich Sie: Überlegen Sie sich genau, wen Sie wann einladen und was mit der Einladung in der Öffentlichkeit verknüpft werden könnte. Über Hospitality schweben immer noch Themen wie „Vorteilsannahme und –gewährung“, sowie „Bestechlichkeit und Bestechung“. Die rechtliche Komponente ist leider noch immer nicht gänzlich geklärt.
Mein Tipp: Beachten Sie die Richtlinien und klären Sie diese wenn möglich schon vor einer Einladung genau ab. So kommen Ihre potenziellen Gäste erst gar nicht in die Gefahr absagen zu müssen. Ebenso kann den rechtlichen Fallstricken durch eine Einladung als Teil eines bestehenden Sponsoringkonzepts weitestgehend aus dem Weg gegangen werden.

Ich hoffe Sie trauen sich und präsentieren sich Ihren Gästen in Zukunft noch „gastfreundlicher“ und nutzen die Chancen, die Hospitality Ihnen bietet.
Für eventuelle Fragen stehe ich Ihnen hier in der Kommentarfunktion jederzeit gerne zur Verfügung. 

Vanessa Gahr studiert an der Fachhochschule für angewandtes Management in Erding Sportmanagement mit den Schwerpunkten Event-, Vereins- und Verbandsmanagement. Seit der Saison 2009 / 2010 arbeitet sie für die Landshuter Eishockey Spielbetriebs GmbH im Bereich Sponsoring und ist mitverantwortlich für Hospitality.

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