Donnerstag, 19. April 2012

Die Bedeutung der Zuschauereinnahmen für den Amateursport



Die Einnahmen durch Zuschauer stellen im Profisport eine wichtige Stütze zur Finanzierung des Spielbetriebes dar. Wie der Finanzreport deutscher Profisportligen 2011 von Deloitte und SPONSORs zeigt, sind die Spieltagserlöse nach dem Sponsoring wichtigste Einnahmequelle der Clubs. Im Amateurbereich dagegen hört man von vielen Verantwortlichen immer wieder einen Satz: „Wir sind froh, wenn wir die Schiedsrichterkosten durch die Spieltagseinnahmen decken können.“ Meist sind die Einnahmen minimal, da ein großer Anteil an Zuschauern als Vereinsmitglied keinen Eintritt bezahlt und nur ein kleiner Teil zahlendes Klientel darstellt. Welches Potential auch für Amateursportvereine in den Zuschauereinnahmen steckt soll folgendes Beispiel verdeutlichen:

Handballfans in Aktion
Gehen wir von einem bayrischen Bezirksligisten im Handball der Männer im Raum Mittelfranken aus. Der durchschnittliche Erlös pro zusätzlichem Zuschauer liegt bei etwa 3,-€. Schafft es ein Verein im Durchschnitt - bei pauschal angenommenen 13 Heimspielen – nur 25 Zuschauer mehr zum Spiel zu locken, so bedeutet das in der Saison Mehreinnahmen von 975,-€. Sicher nicht die Welt, aber auf dem Niveau von 3,-€ Eintrittspreis und realistischen 25 Zuschauern pro Spiel, befindet sich der Beispielverein auch in einem Bereich, wo solche Summen sehr interessant sind.

Begeben wir uns in etwas höhere Ligen, z.B. in die Handball Bayernliga. Hier wird schon sehr schnell deutlich, welches finanzielle Potential in der Steigerung der Zuschauerzahlen steckt, wenn man den Besucherzuspruch der Vereine vergleicht. Zwischen dem meistbesuchten SV 08 Auerbach mit 592 Zuschauern im Schnitt und dem Verein mit den durchschnittlich wenigsten Zuschauern HSC 2000 Coburg II mit 118 Besuchern liegen pro Spieltag 474 Personen. Sofern wir weiterhin von einem Erlös pro Person von 5,-€ und 13 Heimspielen in der Saison ausgehen liegt der Einnahmeunterschied bei über 30.000,-€ pro Jahr. Diese Summe kann ein gewichtiges Pfund im Etat eines Handball Bayernligisten sein, vor allem da weitere Einnahmen durch Verpflegung, Fanartikel oder ähnliches hier noch nicht einkalkuliert sind.

Sicherlich ist man im Bereich der Zuschauer von vielen Umfeldfaktoren abhängig, die schwer zu beeinflussen sind, wie z.B. dem grundsätzlichen Interesse an der ausgeübten Sportart. Andererseits machen es sich viele Vereinsverantwortliche und Funktionäre sehr einfach, wenn sie gewisse Voraussetzungen als Ausschlußkriterium für ein gesundes Zuschauerwachstum anführen. Wie in allen anderen Bereichen der Einnahmengenerierung ist auch in der Vermarktung des Spieltages eine gezielte Vorgehensweise und vor allem Geduld erforderlich. Diese Grundvoraussetzungen verlangen wohl alle Vermarktungsoptionen eines Vereins. Doch wenn man sich an den Profis orientieren will, sollte die gezielte Vermarktung des Spieltages - nach meiner Meinung - eine wichtige Position beim Einsatz der vereinseigenen Ressourcen einnehmen. Nur so kann Ihr Verein aufgrund der entspannten Einnahmesituation vielleicht irgendwann entgegnen: „Schiedsrichterkosten? Welche Schiedsrichterkosten?“


Matthias Ilg [M.A. Sportmanagement] ist Geschäftsführer von KIM SportsManagement und für die Bereiche Image und Markenbildung zuständig. Er ist jahrelang ehrenamtlich als Vereinsfunktionär, Trainer und nationaler Wertungsrichter im Tanzsport aktiv und lehrt seit 2009 in den Fachbereichen Markenbildung, Gewinnung und Bindung von Zuschauern und Social Media Marketing. 

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